Sylke Wünsche - Lichtenberg am Breiten Luzin
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Geschrieben von Admin
Sylke Wünsche - Lichtenberg am Breiten Luzin, 18. September 2023
Auf dem Steg am Wasser sitzend und den Blick rings schweifen lassend…
Ich fühle Dankbarkeit. Und dieses Danke ist so groß und dick und unterstrichen. Es kommt mir zutiefst aus dem Herzen, einem immer erfüllteren – ja immer volleren und dadurch leichteren Herzen.
Mein Blick geht auf den See und in den Himmel. Welche Weite nach der Enge der alten Stadt! Hier ist nur noch Grün und Blau und Weiß in allen Nuancen und miteinander vermischt und ineinander übergehend.
Ich sitze auf dem Steg am Wasser in einem gut gepolsterten hölzernen Liegestuhl. Über mir spendet ein Sonnenschirm lichten Schatten und voraus schweift mein Blick über´s frisch bewegte Wasser. Müsste ich segeln, wär´s mir schon wieder zu viel Brise aber so umweht es mich, die Seele streichelnd und sorgenvolle Gedanken mit sich nehmend. Unter mir gluckert das an die Dalben wellende Wasser unendlich klar. Mit den Füßen habe ich, am Stegrand sitzend und die Beine ins Wasser baumeln lassend, dessen Temperatur schon getestet und für angenehm befunden. Ich hatte das Gefühl, es „ruft“ mich. So intensiv habe ich das noch nie empfunden. Vielleicht deshalb, weil hier jetzt alles an Alltäglichem der Mühen und Besorgungen in den Standby-Modus geschaltet ist. Den habe auch ich mir auferlegt und dieses - im wahrsten Sinne des Wortes – Refugium macht es mir leicht und möglich.
War ich auf der Anreise noch davon überzeugt, diese mühsame Strecke nicht nochmal auf mich zu nehmen, kippt diese Meinung gerade. Was gibt es Schöneres, als am Wasser zu sitzen, dem Wellenplätschern zu lauschen und in die tausenden Wasserdiamanten zu blinzeln, die die Sonne vor mir hinzaubert.
Neben mir wiegt sich das Schilf. Es gibt im Qigong eine Vorstellung vom „sich wiegen lassen wie Schilf im Wind“ – eine meiner Lieblingsübungen. Der verschlungene Kurweg im angrenzenden Wald bietet stille Plätze zum Üben. Das erdet mich, balanciert aus und verleiht neue Kraft.
Es ist hier absolut traumhaft, fantastisch und inspirierend.
Ich lasse meinen Blick von Ost nach West gleiten, beginnend im blühenden schwankenden Schilf neben einem abgebrochenen, vom Wasser schon vielfach glatt gewaschenen stark verästelten Baum über dem sich noch kräftig grüne Eichenzweige emporrecken. Dann säumt eine, nur selten schmal durchbrochene Schilfkante das andere Ufer des Breiten Luzins. Alter Laubwald schluckt die wenigen Geräusche, die ab und zu von der im Süden entlangführenden Landstraße herüberwehen. Genau gegenüber des Steges sind vor mir Hüttendächer erkennbar - sicher kleine Bootshäuser. Ein Angler war vorhin auf dem See unterwegs. Plötzlich tauchte er hinter der Schilfinsel mit dem Baum und hohen Sträuchern auf.
Blicke ich weiter nach rechts wird der bläuliche Grundton des Wassers zu Grün. Die Oberfläche ist von vielen Kräuselwellen bewegt und reflektiert den mit Schleierwolken verhangenen Himmel diffus. Nun kommt der Durchstich dieses kleinen Endarms des Luzins zum wirklich breiten See. Zwei Paddlern sind die Wellen angenehme Schaukelei und kräftesparende Strömung. Danach wieder hohes Schilf und beschützender Wald.
Und schon bin ich wieder am Steg und bei mir angekommen. Ja, das wünsche ich mir für diese paar Tage: bei mir ankommen, bei mir sein, bei mir bleiben.